April 2025

Osterei mit Bemalung „Prinzeßhof“

Unser Objekt des Monats ist für den österlichen April ein bemaltes Nandu-Ei. Nandus sind flugunfähige Laufvögel, die in Südamerika beheimatet sind. Das Ei wurde von der Kellinghusener Hobbymalerin Elke Dammann bemalt, die sich bereits seit ihrer Jugend mit der Eier- und Holzmalerei beschäftigt hat. Im Kreismuseum wurde das Ei bereits im März 1997 im Rahmen der Ausstellung „Verziert und dekoriert – Bunte Eier zu Ostern“ präsentiert und ist seitdem Teil der musealen Sammlung. Die Bemalung zeigt eine historische Ansicht des Prinzeßhofs, der zunächst zum adeligen Kloster in Itzehoe gehörte und seit den 1960er Jahren das Kreismuseum beheimatet.

Die christliche Tradition des Ostereier-Dekorierens
Die Tradition, Ostereier zu dekorieren, zählt zu den bekanntesten Bräuchen des christlichen Osterfestes. Ihre Wurzeln reichen weit zurück und verbinden heidnische Frühlingssymbole mit christlicher Auferstehungstheologie. Im Zentrum steht das Ei als Sinnbild des Lebens, der Erneuerung und – im christlichen Kontext – der Auferstehung Jesu Christi.

Ursprünge im Kultur- und Religionskontakt
Bereits in vorchristlichen Kulturen galt das Ei als Symbol der Fruchtbarkeit und des Neubeginns, insbesondere im Rahmen von Frühlingsritualen. Mit der Ausbreitung des Christentums in Europa wurden viele dieser heidnischen Traditionen aufgenommen und neu interpretiert. Das Ei wurde in die christliche Symbolwelt integriert und zum Zeichen für das leere Grab Christi: äußerlich verschlossen, birgt es im Inneren neues Leben – ein starkes Bild für die Auferstehung.
Während des Mittelalters war das Verzieren von Eiern insbesondere in der Fastenzeit und zu Ostern weit verbreitet. In der österlichen Bußzeit verzichtete man traditionell auf tierische Produkte, einschließlich Eiern. Da Hühner jedoch weiterhin legten, wurden die Eier gesammelt, gekocht und teils auch konserviert. Zum Osterfest, dem feierlichen Abschluss der Fastenzeit, wurden sie verschenkt, gegessen – und oft kunstvoll verziert.

Theologische Bedeutung des Ostereis
In der christlichen Deutung wird das Osterei zu einem vielschichtigen Symbol: Es steht für das Leben, das durch den Tod hindurchgeht – analog zur biblischen Erzählung der Passion und Auferstehung Jesu. Besonders in den orthodoxen Kirchen hat sich diese Bildsprache ausgeprägt: Rot gefärbte Eier etwa erinnern an das vergossene Blut Christi und zugleich an die Hoffnung auf neues Leben.
Das Ei wird so zur kleinen Osterikone: greifbar, alltäglich – und doch tief symbolisch.

Das Objekt des Monats wird aktuell zusammen mit weiteren Ostereiern in einer Vitrine im Foyer des Kreismuseums präsentiert. Kommen Sie gerne vorbei und lassen sich für die eigenen Ostereier inspirieren.
Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien schöne Feiertage und fröhliche Ostern!

Text: Esther Wrobbel

 

 

 

März 2025

Tanzkarte von Prinzessin Marie von Schleswig-Holstein-Glücksburg (7 Mai 1909)

Prinzessin Marie von Schleswig-Holstein-Glücksburg war eine begabte Künstlerin, die von 1894 bis 1941 im Prinzeßhof lebte, dem heutigen Kreismuseum Prinzeßhof. Sie widmete sich der Kunst, von der viele Werke erhalten geblieben sind.

Diese Tanzkarte aus dem Jahr 1909 gehörte der Prinzessin und ist nicht nur ein Zeugnis vergangener Tanzveranstaltungen der Adelsgesellschaft, sondern auch ein kunstvolles Erinnerungsstück. Besonders bemerkenswert ist die Vorderseite der Karte: Sie zeigt eine zarte Aquarellzeichnung des Hauses, angefertigt von der Prinzessin selbst. An dieser Karte ist außerdem ein kleiner Bleistift befestigt, der möglicherweise von der Prinzessin selbst genutzt wurde und eine zusätzliche persönliche Note verleiht. Diese Details machen das Exponat noch lebendiger und zeigen die enge Verbindung zwischen der Prinzessin und diesem Erinnerungsstück.

Im Inneren der Tanzkarte ist die Reihenfolge der Tänze festgehalten, darunter der „Tisch-Walzer“, „1. Lancier“, „2. Lancier“ und der „Blumen-Walzer“. Zudem finden sich dort die Namen ihrer Tanzpartner, die an diesem Abend mit ihr tanzten. Der Ball fand im Adligen Kloster zu Itzehoe statt, wie auf der letzten Seite der Karte vermerkt ist.

Neben dieser Tanzkarte sind im Museum auch weitere Werke von Prinzessin Marie zu sehen, darunter Aquarellpostkarten mit Landschaftsmotiven, die von ihr gemalt wurden.

Text: Daria Kodieva

Momentan lässt sich die Karte im Foyer unseres Museums betrachten.

 

 

 

Februar 2025

Ammonit mit Kammerung, Jura, 160 Mio., FO: Porta Westfalica, Minden NRW

Ammoniten sind häufig Fossilien, die wegen ihrer Schönheit und großen Formenvielfalt auch gern gesammelt werden. Bei den Ammoniten handelt es sich um versteinerte Gehäuse ausgestorbener Kopffüßer (Weichtiere/Wassertiere). Sie existierten vom Unterdevon (vor 417 Mio. Jahren) bis zum Ende der Kreidezeit (vor 65 Mio. Jahren). Die Größe der Schale ausgewachsener Tiere liegt meist im Bereich bis 30 cm.

Ein Ammonit hat mehrere Kammern wodurch es Wasser ein und ausgepumpt hat und dem entsprechend im Wasser schwebte oder am Boden lag. 

Man darf sich dieses Tier wie eine Art Tintenfisch vorstellen, was am Kopf Fangarme und eine Art Schnabel zum fangen der Kleintiere hat, welches dann gefressen wurde, vorstellen.

In unserer Sonderausstellung „Urzeit in Norddeutschland Erdgeschichte zum Anfassen“ ist ein Ammonit besonders gut anzuschauen. Die äußeren Kammern sind mit Gestein gefüllt, wahrscheinlich waren die einzelnen Kammern leicht beschädigt gewesen, die inneren Kammer sind sehr schön zu sehen, mit den Jahren haben sich die Kammern kristallisiert. Unser Ammonit stammt aus der Jurazeit vor 160 Mio. Jahren.

Text: Nadine Slot

Momentan lässt sich der Ammonit in unser aktuellen Sonderausstellung “Urzeit in Norddeutschland - Erdgeschichte zum Anfassen”, betrachten.

 

 

 

Januar 2025

Dampfmaschine DC 511/2, um 1925

Im 18. Jahrhundert brach ein neues Zeitalter an – das Zeitalter der Dampfmaschine. 1712 konstruierte der britische Erfinder Thomas Newcomen die erste Maschine dieser Art. Mit den Weiterentwicklungen von James Watt, die eine Steigerung der Effizienz und Wirtschaftlichkeit mit sich brachten, waren Dampfmaschinen bald nicht mehr wegzudenken – sei es im Bergbau, in der industriellen Fertigung oder beim Antrieb von Schiffen und Eisenbahnen.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts eroberte die Dampfmaschine die Kinderzimmer. Die Modelle funktionierten zwar nach einem einfacheren Prinzip, aber im Kern genauso wie ihre großen Verwandten: Elektrisch oder über eine Flamme, die durch das Verbrennen von z.B. Spiritus entsteht, wird das Wasser im Kessel zum Kochen gebracht. Der Dampf entweicht und setzt dabei die Räder in Gang. So bot die Modell-Variante nicht nur Spaß für Groß und Klein, sondern auch eine anschauliche Demonstration physikalischer Vorgänge.

Die hier gezeigte Spielzeug-Dampfmaschine wurde von der Firma Doll & Co. aus Nürnberg hergestellt. Die Spezialität des 1898 gegründeten Unternehmens waren Dampfmaschinen und Modelleisenbahnen, ab den 1920er-Jahren kamen dampfbetriebene Spielzeugautos und Lastwagenmodelle dazu. Im Jahr 1938 wurde die Firma aufgrund der jüdischen Herkunft ihrer Gründer John Sondheim und Peter Doll sowie des Miteigentümers Max Bein „arisiert“ und weit unter Wert an einen Konkurrenten, die Spielzeugfirma Gebr. Fleischmann GmbH & Co. KG, verkauft. Die ehemaligen Eigentümer und ihre Familien flohen in die USA und überlebten den Holocaust im Exil. Bis 1949 wurden die Produkte unter dem Markennamen „Doll“ angeboten. Die Fleischmann GmbH existiert bis heute und stellt Modelleisenbahnen her.

Text: Vivian Vierkant

Aktuell lässt sich die Dampfmaschine im Bereich der alten Spielzeuge, im ersten Stock des Museums, betrachten.

 

 

 

Dezember 2024

Feldpost-Weihnachtsbaum, 1914

Dieser faltbare Weihnachtsbaum besteht aus gefärbten Federn und Pappe. Zu Weihnachten 1914 wurden zehntausende dieser Bäumchen als „eilige Feldpost“ an die Fronten des Ersten Weltkriegs (1914-1918) geschickt. Nur drei davon sind heute noch erhalten. 

„Weihnachten sind wir wieder zuhause“ – mit dem Glauben an einen baldigen Sieg zogen die Soldaten des Deutschen Kaiserreichs im August 1914 in den Ersten Weltkrieg. Doch alle Versprechungen von schnellen Erfolgen erwiesen sich als inhaltslos. Die enttäuschten Hoffnungen und die Realität des Krieges ließen die Soldaten an den Fähigkeiten der Obersten Heeresleitung zweifeln. Bereits im ersten Kriegsjahr 1914 stand also die Hebung der Moral ganz oben auf der Agenda der Befehlshaber. Ob das Bäumchen diesen Zweck erfüllen konnte, ist fraglich. 

Heute erinnert es nicht nur an die Entfremdung zwischen Führungspersonal und einfachen Soldaten, sondern auch an ein einzigartiges Ereignis: den nur wenige Tage andauernden „Weihnachtsfrieden“ von 1914. Deutsche und britische Soldaten sangen gemeinsam Weihnachtslieder, teilten Bier, Zigaretten und Lebensmittel und spielten im „Niemandsland“ zwischen den Schützengräben Fußball. Die Deutschen stellten die Feldpostbäumchen auf die Ränder der Schützengräben und signalisierten so ihre Bereitschaft, die Waffen ruhen zu lassen.

Aktuell lässt sich der Feldpost-Weihnachtsbaum in unser Pop-up-Ausstellung: Historisches Weihnachten betrachten.