Januar 2025

Dampfmaschine DC 511/2, um 1925

Im 18. Jahrhundert brach ein neues Zeitalter an – das Zeitalter der Dampfmaschine. 1712 konstruierte der britische Erfinder Thomas Newcomen die erste Maschine dieser Art. Mit den Weiterentwicklungen von James Watt, die eine Steigerung der Effizienz und Wirtschaftlichkeit mit sich brachten, waren Dampfmaschinen bald nicht mehr wegzudenken – sei es im Bergbau, in der industriellen Fertigung oder beim Antrieb von Schiffen und Eisenbahnen.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts eroberte die Dampfmaschine die Kinderzimmer. Die Modelle funktionierten zwar nach einem einfacheren Prinzip, aber im Kern genauso wie ihre großen Verwandten: Elektrisch oder über eine Flamme, die durch das Verbrennen von z.B. Spiritus entsteht, wird das Wasser im Kessel zum Kochen gebracht. Der Dampf entweicht und setzt dabei die Räder in Gang. So bot die Modell-Variante nicht nur Spaß für Groß und Klein, sondern auch eine anschauliche Demonstration physikalischer Vorgänge.

Die hier gezeigte Spielzeug-Dampfmaschine wurde von der Firma Doll & Co. aus Nürnberg hergestellt. Die Spezialität des 1898 gegründeten Unternehmens waren Dampfmaschinen und Modelleisenbahnen, ab den 1920er-Jahren kamen dampfbetriebene Spielzeugautos und Lastwagenmodelle dazu. Im Jahr 1938 wurde die Firma aufgrund der jüdischen Herkunft ihrer Gründer John Sondheim und Peter Doll sowie des Miteigentümers Max Bein „arisiert“ und weit unter Wert an einen Konkurrenten, die Spielzeugfirma Gebr. Fleischmann GmbH & Co. KG, verkauft. Die ehemaligen Eigentümer und ihre Familien flohen in die USA und überlebten den Holocaust im Exil. Bis 1949 wurden die Produkte unter dem Markennamen „Doll“ angeboten. Die Fleischmann GmbH existiert bis heute und stellt Modelleisenbahnen her.

Text: Vivian Vierkant

Aktuell lässt sich die Dampfmaschine im Bereich der alten Spielzeuge, im ersten Stock des Museums, betrachten.

 

 

 

Dezember 2024

Feldpost-Weihnachtsbaum, 1914

Dieser faltbare Weihnachtsbaum besteht aus gefärbten Federn und Pappe. Zu Weihnachten 1914 wurden zehntausende dieser Bäumchen als „eilige Feldpost“ an die Fronten des Ersten Weltkriegs (1914-1918) geschickt. Nur drei davon sind heute noch erhalten. 

„Weihnachten sind wir wieder zuhause“ – mit dem Glauben an einen baldigen Sieg zogen die Soldaten des Deutschen Kaiserreichs im August 1914 in den Ersten Weltkrieg. Doch alle Versprechungen von schnellen Erfolgen erwiesen sich als inhaltslos. Die enttäuschten Hoffnungen und die Realität des Krieges ließen die Soldaten an den Fähigkeiten der Obersten Heeresleitung zweifeln. Bereits im ersten Kriegsjahr 1914 stand also die Hebung der Moral ganz oben auf der Agenda der Befehlshaber. Ob das Bäumchen diesen Zweck erfüllen konnte, ist fraglich. 

Heute erinnert es nicht nur an die Entfremdung zwischen Führungspersonal und einfachen Soldaten, sondern auch an ein einzigartiges Ereignis: den nur wenige Tage andauernden „Weihnachtsfrieden“ von 1914. Deutsche und britische Soldaten sangen gemeinsam Weihnachtslieder, teilten Bier, Zigaretten und Lebensmittel und spielten im „Niemandsland“ zwischen den Schützengräben Fußball. Die Deutschen stellten die Feldpostbäumchen auf die Ränder der Schützengräben und signalisierten so ihre Bereitschaft, die Waffen ruhen zu lassen.

Aktuell lässt sich der Feldpost-Weihnachtsbaum in unser Pop-up-Ausstellung: Historisches Weihnachten betrachten.